In den letzten Jahren war ich ja immer viel auf Konferenzen unterwegs, wodurch ich das Glück hatte, einerseits interessante Impulse für meine Arbeit zu bekommen und andererseits an Orte gekommen bin, die ich sonst mindestens teilweise sicher nie besucht hätte. In diesem Jahr sind die Konferenzorte bislang eher unspektakulär – genauer gesagt: sie finden virtuell und somit am eigenen Schreibtisch statt. Aber leider muss ich sagen, dass es in Puncto Konferenzen 2020 Jahr sowieso nicht besonders erfolgreich für mich lief. Die meisten Notifications waren Ablehnungen. Die Notifications zur EUSIPCO 2020, die ironischerweise vom 18. – 22. Januar 2021 stattfindet (im Mai dachte man noch, da kann man gefahrlos reisen… :-D) waren da keine Ausnahme. 3 von 4 eingereichten Papers (teilweise als Co-Autor, so viele Papers hau ich alleine dann doch nicht raus!) abgelehnt, Autsch. Allerdings wurde zumindest das Paper zu meinem Hauptprojekt zur Vorhersage des Ansprechens auf Immuntherpie mit maschinellem Lernen angenommen. Und das darf ich jetzt in einer Woche per vorab aufgenommener Videopräsentation und anschließendem 5-minütigem Live-Q&A vorstellen. Von meinem Schreibtisch aus, versteht sich.
Wie gern wäre ich stattdessen im Amsterdam, würde frische Stroop Wafels und Poffertjes essen, auf der Konferenz interessante Gespräche mit anderen Wissenschaftlern führen (dieser Aspekt lässt sich digital einfach nicht nachbilden…) und nach Feierabend mit den Kollegen und Flo die Stadt erkunden. Generell sehne ich mich nach Abwechslung und kann es kaum erwarten, dass irgendwann die Beherbergungsverbote aufgehoben werden – so schnell kann Flo dann gar nicht den Kopf schütteln, wie ich in dem Moment ein Hotel gebucht haben werde. Meinetwegen sogar in Stuttgart, Hauptsache für wenigstens eine Nacht weg aus meiner Wohnung, mit Haushalt und Home Office und allen Aufgaben, die an jeder Ecke lauern und mir jede freie Minute, in der ich nicht schlafe (oder wenigstens so was produktives mache wie Masken zu nähen), durch Schuldgefühle vermiesen. Egal – lassen wir das, selbst solche winzigkleinen Wünsche sind vorerst unerfüllbar und darüber nachzudenken sorgt nur für schlechte Laune. Lieber lenke ich mich jetzt davon ab, indem ich ein bisschen über die letzte EUSIPCO nachdenke. Um genauer zu sein: über den Ort, an dem die EUSIPCO 2019 vom 02. – 06. September 2019 stattfand. Denn das war definitiv so einer, den ich ohne eine Konferenz als Grund sicherlich niemals gesehen hätte.

A Coruña. Ganz ehrlich? Nie davon gehört. Als ich mich auf das Einreichen meines Papers Anfang vergangenen Jahres vorbereitet habe, musste ich erstmal googeln, denn ich wusste nur, dass das irgendwo in Spanien und – von den Bildern auf der Konferenzwebsite ausgehend – am Meer sein musste. Wo befindet sich das Städtchen also? Ganz oben im Nord-Westen Spaniens, in Galizien. Okay, soweit so gut. Doof geguckt hab ich dann, als ich, nachdem das Paper akzeptiert war, nach Verbindungen in eben jenes Städtchen gesucht habe. Zug habe ich direkt mal verworfen, nachdem mir selbst die schnellsten Routen mit über 24 Stunden Reisezeit angezeigt wurden. Gut, also beim Vertragsreisebüro nach Flugverbindungen gefragt. Und erstmal irritiert geschaut, als sich herausgestellt hat, dass die schnellsten Flüge die von Stuttgart (mit dem Zug) über Frankfurt und Madrid nach A Coruña führten und man in Summe nahezu gleich lange unterwegs war, wie wir im Frühjar des selben Jahres nach Montréal gebraucht haben. Uff. Und sonderlich viel günstiger als nach Kanada waren die Reisekosten auch nicht. Da haben ich und die mitreisenden Kollegen schon den einen oder anderen Fluch über diesen doch eher unpraktischen Konferenzort losgelassen. Insbesondere, da niemand vom Institut es geschafft hat, ohne Komplikationen anzureisen – da waren unsere fehlenden Koffer (wir sind zwar in Madrid nach einer fetten Verspätung noch sehr gehetzt umgestiegen, unsere Koffer haben aber lieber ganz gechillt einen zweitägigen Stopover eingelegt) noch das geringste Übel. Und es wundert mich auch immer noch, dass diese abgelegene Ecke Spaniens ausgewählt wurde. Aber: es war die stressige Anreise tatsächlich wert und rückblickend betrachtet bin ich froh, diesen Teil der Welt gesehen zu haben. Und das, obwohl ich durch einen technischen Fehler bei der Sitzplatzzuweisung zu meinem Entsetzen gezwungen war, das erste Mal in meinem Leben ohne Flo oder jemand anderes vertrautes neben mir im Flieger zu sitzen.


Als allererstes: A Coruña ist ein hübsches Städtchen. Anders kann man es einfach nicht bezeichnen. Zumindest, wenn man nur den historischen Stadtkern betrachtet und diverse Industrieanlagen in Hafennähe ignoriert, ohne die es nunmal leider nicht geht. Schöne, alte Gebäude, eine hübsch gestaltete Uferpromenade, diverse nett angelegte Parks, ein breit angelegter Weg (Paeso Maritimo), auf dem man die Halbinsel umrunden kann und unglaublich viele Möglichkeiten, einzukaufen oder zu essen. Kein Wunder, dass die Touristen in Massen in die Stadt stürmen, wenn auch hauptsächlich Spanier, die im Sommer aus dem heißen Landesinneren an die kühlere, grüne Nordwestküste strömen. Auch, wenn das Wetter nicht jeden Tag sommerlich heiß und sonnig ist, wie wir Deutschen uns einen Sommerurlaub in Spanien vorstellen, ist es meiner Meinung nach ein tolles Urlaubsziel. Obwohl es eine Konferenzreise und damit stellenweise recht stressig war: es hat mir super gefallen.
Die “Galerias”, wie die weißen Häuserfronten an der Uferpromenade mit kunstvollen Fenstern genannt werden. Schön bei Tag… …und fast noch schöner beleuchtet bei Nacht! Blick auf das Konferenzzentrum “Palexco”, in dem ich viel Zeit verbracht habe Blick auf die beleuchtete Marina bei Nacht
Spaziergang gefällig? Warum nicht einfach den Paseo Maritimo entlang schlendern!
Der Paseo Maritimo führt an der Küste entlang um die Halbinsel Jede der Straßenlaternen ist mit einem anderen Bild mit Meeresthema gestaltet 🙂
Im historischen Stadtkern befinden sich schöne, alte Gebäude. Man kann definitiv ein paar Stündchen damit verbringen, einfach durch die Stadt zu schlendern, Häuser zu bewundern und jede Menge Fotos zu machen.
Auch Grüne Oasen findet man in der Stadt immer wieder. Immer wieder schön, um auch zwischen zwei Konferenz-Sessions kurz inne zu halten und den Kopf frei zu kriegen.
Eine dichte Allee im Stadtkern Weite Grasflächen rund um den Torre de Hércules Fantastische Blütenpracht Nach 2 Nächten nach wie vor keine Spur von unseren Koffern, also musste das Konferenzkleid ausgepackt werden. Die “Cúpula Atlántica” auf dem Monte de San Pedro Blick vom Monte de San Pero auf die Stadt Die Jardínes de Méndez Núñez, 5 Minuten von unserer unterkunft entfernt Blick vom Monte de San Pedro in Richtung Torre de Hércules Eine riesige Artillerieanlage in der Parkanlage auf dem Monte de San Pedro – Nika for Scale
Kunstwerke kommen auch nicht zu kurz, man findet sie überall in der Stadt verteilt.
Ein Einkaufsbummel durch die wunderschönen Gassen der Altstadt ist auch eine schöne Art, Zeit in A Coruña zu verbringen. Von Klamotten über Touristen-Mitbringsel bis hin zu kulinarischen Highlights: hier wird man in jeder Hinsicht fündig.

Strände

Die Halbinsel, auf der sich der historische Stadtkern von A Coruña befindet, ist naturgemäß von seeeeeeehr viel Wasser umschlossen. Entsprechend gibt es auch einige Strände, die mit schönem, weißen Sand zum Sonnenbaden und Schwimmen einladen. Allerdings muss man bei den Stränden direkt in A Coruña immer darauf achten, dass die Strömungen und die hohen Wellen gefährlich werden können. Baden zu gehen, wenn sich kein Lifeguard am Strand befindet, ist deshalb eher weniger zu empfehlen. Etwas ruhigere Strände findet man ein paar Kilometer außerhalb der Stadt, zumindest mit dem Auto sind diese gut zu erreichen und lohnen sich für einen Tagesausflug.
Praia de Riazor + Playa del Orzán

Die nördliche Seite des Übergangs zwischen Halbinsel und Festland ist im Grunde genommen nichts anderes, als ein langer Strand. Etwa 1,3km wunderschöner Sandstrand, bestehend aus zwei Stränden (Riazor und Orzán) laden zum Relaxen in der Sonne ein. Und das in 5-10 Minuten Entfernung von der schönen Altstadt – zu Fuß, versteht sich. Von unserem Hotel aus mussten wir nur etwa 3 Minuten die Straße hoch und schon waren wir da. Eigentlich perfekt, wenn wir nicht tagsüber diese Konferenz gehabt hätten, die sich nicht so ganz mit Chillen am Strand vertragen hat 😉 Aber an einem sonnigen und vor allem verhältnismäßig windstillen Nachmittag haben wir uns dann aber doch mal auf den Weg an den Strand gemacht. Es war zwar viel los, aber an dem großen Strand war es kein Problem, genug Liegefläche für 6 Leute zu finden. Wir sind natürlich auch in’s Wasser, aber: brrrrr, kalt! Der Altantik zeigt da wirklich seine raue Seite. Ich hatte damit aber meinen Spaß – dass ein Teil der 5 männlichen Kollegen, mit denen ich da war, sich erstmal gar nicht ins Wasser getraut hat, war für mich Ansporn genug, demonstrativ mehrfach dort rein zu gehen. Konten die Herren natürlich nicht auf sich sitzen lassen, sodass ich Zeugin von seeeeehr lustigen Quitschgeräuschen werden durfte, die ihren kurzen Ausflug ins Wasser begleiteten. Hehe.

Praia de Perbes
Etwas freundlicher und geschütztere Strände gibt es wie gesagt etwas außerhalb des Stadtgebietes. Eine knappe halbe Stunde mit dem Auto östlich von A Coruña, auf dem Weg Richtung Ferrol, liegt beispielsweise der Praia de Perbes. Das Wasser ist hier flacher, es gibt deutlich weniger hohe Wellen und auch die Strömungen sind, zumindest in Strandnähe, nicht so stark, wie an den Stränden in A Coruña. Und der Sand ist auch nochmal eine ganze Ecke feiner. Auch ein Strandlokal mit hübscher Terasse sowie Duschen usw. sind vorhanden. Wir haben leider nicht allzu viel Zeit dort verbringen können, weil Flo und ich da nur einen Zwischenstop auf einer kleinen Auto-Rundtour die Küste entlang nach der letzten Session der Konferenz eingelegt hatten. Falls es uns nochmal in die Ecke verschlagen sollte, würden wir aber gerne mehr Zeit an diesem Strand verbringen.
Bestes Wetter für einen Strandbesuch! Sieht das nicht einfach nur einladend aus?
Torre de Hércules
Na, wer weiß, wo der weltweit älteste noch erhaltene Leuchtturm steht? Richtig: An der Nordwestküste Spaniens, am äußersten Zipfel von A Coruña. Der Herkulesturm stammt aus dem 2. Jahrhundert nach Christus, wurde von den Römern erbaut und ist seit 2009 UNESCO Weltkulturerbe. Genug der Zahlen, die findet man auch auf Wikipedia – kommen wir doch lieber zu meinem persönlichen Eindruck.

1. Eindruck, als wir am Fuß des Hügels standen, auf dem der Turm erbaut wurde: 55m sind dann doch ganz schön hoch. 2. Eindruck, nachdem wir auf der Basisplattform angekommen waren: hui, ganz schön windig hier! Ehrlich, es war zwar generell den ganzen Tag über windig, aber nirgends hat es so krass gezogen, wie auf diesem Hügel am Rand der Halbinsel, auf der A Coruña liegt. Wir haben es deshalb an diesem Tag auch nicht allzu lange dort ausgehalten. Ich muss auch zugeben, dass wir nicht unbedingt die windfestesten Klamotten an hatten – was aber hauptsächlich daran lag, dass unsere Koffer sich zu diesem Zeitpunkt noch einen kleinen Aufenthalt im sonnigen Madrid gegönnt haben und wir deshalb neben den Klamotten, die wir für den Flug an hatten, nur die notwendigsten Wechselsachen für eine Übernachtung (d.h. Unterwäsche, Socken, T-Shirt) und für mich einen Satz Konferenz-taugliche Kleidung zur Auswahl hatten. Ich war ja schon echt froh, dass ich paranoid genug war um für den 1. Konferenztag Klamotten ins Handgepäck zu packen, obwohl wir 2 Tage vorher angereist sind, denn ich habe sie tatsächlich gebraucht. Erkenntnisgewinn für die Zukunft: Wechselklamotten für Minimum 2 Übernachtungen plus schlechtwettertaugliche Jacke ins Handgepäck ist ein Muss und auch ein Notfall-Konferenzoutfit kommt künftig jedes Mal dort rein.
Statue des galicischen Königs Breogán Blick von der Plattform aufs offene Meer hinaus Ganz schön windig Ein Weg durch die Parkanlage um den Turm Blick zum Leuchtturm über den Praia das Lapas hinweg
Ein paar Tage später haben wir uns am späten Abend nochmal auf den Weg gemacht, um den Turm in seiner ganzen beleuchteten Pracht bewundern zu können. Sehr hübsch, wirklich. Für eine Turmführung hat es uns zeitlich leider nicht gereicht, wäre aber sicherlich interessant gewesen. Um den Turm herum befindet sich übrigens eine Art Kunstgarten, in dem diverse Skulpturen installiert sind, die man auf einem Rundkurs betrachten kann.

Aquarium Finisterrae

Läuft man vom Torre de Hércules in westlicher Richtung weiter entlang des Paseo Maritimo, erreicht man nach kurzer Zeit das Aquarium Finisterrae. Das Aquarium ist nett gestaltet und gibt Auskunft über die Meereswelt, insbesondere in Galizien und um A Coruña herum. Infos gibt es allerdings nur auf Spanisch und Galicisch, d.h. ich hab mir aus meinen beschränkten Französisch- und Italienischkenntnissen gepaart mit Onlinewörterbuch und den paar Brocken Reise-Spanisch, die ich mir vor dem Abflug angeeignet habe, nur einigermaßen zusammenreimen können, was die Erklärtafeln mir erzählen wollten. Es hat erstaunlich gut geklappt, also die grundlegenden Infos kamen schon rüber. Mir hat das aber mal wieder verdeutlicht, wie so oft auf dieser Reise, dass sich dringend etwas an meinen Spanischkenntnissen tun muss. Seit Ende August 2020, also ein Jahr nach der Reise nach A Coruña, wird tatsächlich fleißig mit Babbel gelernt – in der Hoffnung, das Gelernte in naher Zukunft auf Teneriffa anwenden zu können. Geplant war der Urlaub für Ende Oktober, wurde dann nach Teilstornierung seitens der Airline aber erstmal auf Ende Februar verschoben. Mal sehen, ob das klappt – warten wir mal die Entwicklung der Zahlen auf den Kanaren in den nächsten 6 Wochen ab.
Seehunde! 🙂 Komisch. Warum fand Flo das nur so lustig?
Mein Persönliches Fazit: Das Aquarium kann natürlich nicht mit einem Monterey Bay Aquarium oder einem Ripley’s Aquarium of Canada in Toronto mithalten, das ist klar – dafür ist es einfach zu klein. Aber ich hab mich trotzdem gut unterhalten gefühlt und das Schöne ist, dass man in 2 Stunden gut durch kommt. Dadurch eignet es sich zum Beispiel hervorragend, um an einem Schlechtwettertag einen Regenschauer zu überbrücken oder sich bei starkem Wind (in zu leichten Klamotten) zwischendurch ein bisschen aufzuwärmen. Spanischkenntnisse sind definitiv von Vorteil, aber ganz ehrlich: die Meeresbewohner anschauen und sich drüber freuen kann man auch so 😉
Castelo de Santo Antón

Das Castelo de Santo Anton ist eine historische Festung, die im 16. Jahrhundert auf einer vorgelagerten Insel am östlichen Ende der Halbinsel errichtet wurde und gemeinsam mit zwei weiteren Festungen eine strategische Verteidigung gegen Angriffe auf die Stadt darstellten. Heute ist die Festung ein Museumsgebäude, in dem man für 2€ Eintritt etwas über die Geschichte der Stadt erfährt und sich eine archäologische Sammlung anschauen kann.
Alte Familienwappen Ein unterirdischer Brunnen, der heute noch besichtigt werden kann
Wenn man sich zumindest ein bisschen für alte Steine, Münzen und ähnlichs interessiert, lohnt sich der Ausflug meiner Meinung nach auf jeden Fall. Das Museum befindet sich in Laufnähe zum Konferenzzentrum, der Uferpromende und der historischen Altstadt und eignet sich damit auch gut, wenn man zwischendurch mal 2 Stündchen freie Zeit überbrücken möchte. Die historischen Gegenstände sind interessant, abgesehen davon ist die Festungsanlage hübsch gestaltet. Sie teilt sich in mehrere Ebenen auf, die Außenanlage der zweiten Ebene ist als schön bepflanzter Garten gestaltet. Und wenn man nicht gerade in Richtung der Industrieanlagen auf der anderen Uferseite schaut, hat man von hier einen schönen Ausblick.
Unterkunft: Hostal La Provinciana

Wir hatten das Glück, eine Unterkunft ganz nahe am Konferenzzentrum zu bekommen: Knappe 5 Minuten zu Fuß entfernt. Wenn man langsam läuft. Das schafft man normalerweise nicht mit dem Budget, das man als Landesangestellter für Dienstreisen ausgeben darf. Natürlich ist ein Hostal kein gehobenes Hotel, sondern eine eher einfache Unterkunft mit weniger als 20 Zimmern, die sich über zwei Etagen eines normalen Wohnhauses erstreckt. Aber wir waren von unserem Zimmer wirklich positiv überrascht. Es war perfekt sauber und größer als erwartet, die Lage war super, das Bett bequem und das Bad frisch modernisiert. Und wir haben nur 64€ pro Nacht für ein Doppelzimmer gezahlt – so günstig kommt man bei einer Konferenz selten weg.


Ich kann die Unterkunft nur empfehlen. Man braucht etwa 5 Minuten zum Strand, eine Bushaltestelle befindet sich etwa 100m entfernt und tritt man aus dem Hotel, steht man direkt am Beginn der Fußgängerzone, in der man verschiedenste Geschäfte und jede Menge Restaurants findet.

Die Verständigung hat sich zunächt ein bisschen schwierig gestaltet, weil wir kein Spanisch sprechen und die Besitzer kaum Englisch – es hat aber trotzdem gut funktioniert und die beiden älteren Herrschaften sind wahnsinnig nett und hilfsbereit. Und das, obwohl wir den recht komplizierten Fall hatten, dass unser Gepäck sich auf unbestimmte Zeit verspätet und wir außerdem am Tag darauf noch erklären mussten, dass unsere Kollegen wegen einer Kombination aus technischen Problemen der Flugsicherung und einem Streik der Airline erst einen Tag später ankommen werden.

Das Hotel bietet kein Frühstück, allerdings befindet sich zwei Häuser weiter ein Café, in dem man morgens ein gutes und günstiges Frühstück bekommt. Darauf wurden wir von den Besitzern des Hostals auch direkt bei unserer Ankunft hingewiesen. El Jardín de La Tahona, so der Name des Cafés, ist modern und hell eingerichtet und bietet neben diversen leckeren Backwaren und nachmittags auch kleineren warmen Gerichten ein super Preis-Leistungs-Verhältnis beim Frühstück. Wählt man ein desayuno dulce oder ein desayuno con pan tostado bekommt man wahlweise ein süßes Frühstück, das ein süßes Stückle beinhaltet, oder ein Frühstück mit mehreren Scheiben geröstetem Brot (richtiges Brot, kein Toastbrot!) und wahlweise Marmelade oder einem Belag aus gewürfelten Tomaten mit Gewürzen und Olivenöl, was wie ich gelernt habe ein traditionelles Frühstück in Galizien ist. Dazu erhält man ein Heißtgetränk (darunter auch Kaffeespezialitäten wie Cappuccino) und einen frisch gepressten Orangensaft. Und das für gerade mal 3,25€. 3,25€! Das müsste man bei uns meistens schon für den Cappuccino alleine hinlegen. Wenn man durch den Orangensaft noch nicht genügend Vitamine bekommen hat, kann man für 3,50€ auch noch einen großen, frisch zubereiteten Smoothie bekommen. Und falls man besonders hungrig ist, kann man auch für ca. 4€ statt der kleinen Desayunos etwas größere Portionen mit z.B. einem Omlette bekommen.

Wie beinahe überall ist es auch hier schwierig gewesen, sich ohne Spanischkenntnisse zu verständigen – die Angestellten waren aber sehr bemüht und mit Händen, Füßen und einzelnen spanischen Sätzen hat sich das problemlos bewerkstelligen lassen. Wie exotisch ausländische Urlauber in A Coruña insgesamt sind, haben wir daran gemerkt, dass die während der Frühstückszeit arbeitenden Angestellten unsere Vierergruppe nach einer knappen Woche des morgendlichen Frühstückens inklusive unserer üblichen Bestellungen kannten – obwohl der Laden immer sehr voll war. Ernsthaft, eine der rein spanischsprachigen Verkäuferinnen hat am 4. Tag scherzhaft einen meiner beiden Kollegen gefragt, ob er bei seiner Bestellung den Smoothie vergessen hätte, den er die drei Tage zuvor immer zusätzlich zu seinem Desayuno con pan tostado haben wollte – jep, hatte er tatsächlich vergessen 😀 Es herrschte auf jeden Fall eine super herzliche Atmosphäre in dem kleinen Café und ich bin froh, dass es uns von den Hostal-Besitzern empfohlen wurde.
Restaurants
Ich geb’s ganz ehrlich zu – überproportional viele der schönen Erinnerungen an unseren Aufenthalt haben mit Essen zu tun. Es gibt hier gutes, extrem günstiges Essen mit meist großzügigen Portionen. Auch beim Wein gibt es nichts, über das man sich beschweren könnte. Man bekommt hier wirklich viel für sein Geld und die Qualität des Essens war in jedem der von uns besuchten Restaurants hoch.

Abgesehen vom tollen Preis-Leistungs-Verhältnis gibt es beim Restaurantbesuch einige Unterschiede zu dem, was wir aus Deutschland kennen. Was ein bisschen gewöhnungsbedürftig für uns war: vor halb 9 oder 9 braucht man gar nicht zum Essen zu gehen, da machen die meisten Restaurants nämlich erst auf. Und das Konzept, dass sich jeder Gast sein eigenes Essen bestellt und dann auch genau das bezahlt, ist hier glücklicherweise komplett unüblich. Es bekommt zwar jeder einen Teller, aber in nahezu jedem Restaurant bekommt man die einzelnen Gerichte dazu auf einer großen Platte in der Mitte des Tischs serviert und jeder kann sich von allem etwas nehmen. Und am Ende zahlt entweder reihum einer alles, oder man wirft Geld in die Mitte, bis genug da liegt, um die Rechnung zu begleichen. Alles total unkompliziert, kleinkariertes Abrechnen à la Deutschland kennt man hier nicht. Ich LIEBE diese Art des Essengehens! Als jemand, der immer alles probieren möchte (okay, alles was keine Allergien bei mir auslöst…), ist das für mich die optimale Art, zu essen. Und je mehr Leute beim Essen dabei sind, desto besser – also, wenn die anderen Leute ähnlich gepolt sind und beim Konzept des geteilten Essens mitmachen. Zum Glück hat das mit den Kollegen, die auf der Konferenz dabei waren, problemlos funktioniert und wir hatten bei den gemeinsamen Abendessen wirklich Spaß. Der viele günstige und sehr gute Wein hat da natürlich auch dazu beigetragen 😉

Besonders empfehlen möchte ich drei Restaurants:
Taberna de Galera
Das Restaurant, in dem wir am häufigsten waren – gleich dreimal waren wir dort zum Abendessen. Was gar nicht so wenig ist, wenn man bedenkt, dass wir nur 8 Übernachtungen hatten. An unserem ersten Abend sind Flo und ich mehr oder weniger zufällig an dem Restaurant vorbei gekommen, als wir – zugegebenermaßen leicht überfordert von der riesigen Auswahl in unmittelbarer Nähe zu unserem Hotel – auf der Suche nach einem netten Platz für’s Abendessen waren. Und das war eben eins der Lokale, die sehr gut bewertet waren und es hatte sogar noch einen Tisch für uns frei. Aber der Hauptgrund für den Besuch war eigentlich, dass Flo im Vorbeilaufen ein sehr gut aussehendes Fleischgericht entdeckt hat, das uns erstmal an ein Cordon Bleu erinnert hat. Nachdem wir die spanische Speisekarte mithilfe des Internets einigermaßen verstanden haben, bestellten wir auch genau das – Cachopo. Und Nudeln mit Gemüse aus dem Wok, die sehr lecker waren, aber neben dem Cachopo einfach nur nebensächlich. Wir haben an diesem Abend zwei Dinge über dieses wunderbare Gericht gelernt: Es besteht aus zwei unglaublich saftigen, sehr dünn geklopften riesigen Rinderschnitzeln, zwischen die Schinken und Käse gepackt werden, bevor sie paniert und gebraten werden. Wir waren extrem überrascht, als wir unser Essen bekommen haben. Denn offenbar waren die Leute, auf deren Teller Flo das Cachopo erspäht hatte, bereits zu mehr als der Hälfte fertig. Es war eine gigantische Portion, dazu kamen noch Pommes. Wirklich, das hätte locker für uns beide gereicht. Und es war uuuuunglaublich lecker, auch wenn wir hinterher fast nicht mehr laufen konnten. Und genau deshalb waren wir die Woche über noch einmal mit den Kollegen da und auch an unserem letzten Abend vor der Heimreise. Kaum zu glauben, aber leider habe ich tatsächlich kein Foto davon gemacht – offenbar war mir das Essen in dem Moment immer wichtiger.

Riesige Portion Milchreis Milhojas: Hauchdünner, knuspriger Teig und Vanillecreme – was will man mehr?
Mal abgesehen vom Cachopo, das mit 18€ ein unglaublich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet, waren auch alle anderen Gerichte, die wir probiert haben, wirklich lecker. Auch die Vorspeisen (beispielsweise wahnsinnig leckere mit Schinken gefüllte Croquetas!), Nachtische (Monsterportion Milchreis für 5€), Cocktails und Weine, die wir probiert haben, haben super geschmeckt. Und meiner persönlichen Meinung nach hatten sie hier die besten Oliven, die wir auf der gesamten Reise irgendwo bekommen haben – gratis, zur Überbrückung bis das Esssen kommt und begleitet von leckeren, pikant gewürzten Erdnüssen.
Vitak
In der Straße, die vor unserem Hotelfenster startet, gibt es eine Tapasbar, in der sich abends Menschenmassen um eine riesige Bar herum drängeln, mit jede Menge Tellern voller Tapas heraus kommen uns sich damit um Stehtische scharen. Eine Portion Tapas kostet 1,20€ – selbst für A Coruña Preise noch sehr günstig. Und nimmt man die Gerichte in Hauptgerichtsgröße, kosten sie 6€. Definitiv unschlagbar. An einem Abend, als tatsächlich mal ein klitzekleines bisschen weniger Menschen den Laden bevölkerten (kein Wunder, es hatte den Nachmittag und frühen Abend über geregnet), haben Flo und ich uns dann mal ins Getümmel gewagt. Irgendwie hat Flo es trotz der für uns chaotisch wirkenden Abläufe irgendwie geschafft, auf Spanisch unsere Bestellung an der Bar abzugeben und wir haben uns ein bisschen durch die Karte probiert. Yummi. Wir waren pappsatt und zufrieden – und das für gerade mal 12€, für uns beide. Inklusive einem Glas Wein für mich. Unschlagbar, würde ich sagen!
Calamares (für Flo), Croqueta und Pimientos de Padron Tortilla und Albondiga
Barítono GastroCurruncho
Am vorletzten Abend der Konferenz waren wir zu sechst unterwegs. Auf der Suche nach einem Lokal, das spontan genügend freie Plätze für uns alle hat, kamen wir an diesem kleinen, aber äußerst geschmackvoll eingerichteten Laden vorbei. Wir waren erst ein bisschen verunsichert, weil wir offenbar die ersten Kunden des Abends waren, haben uns davon aber nicht abschrecken lassen – und das war eine super Entscheidung. Es war mit Abstand der beste und lustigste Abend der Konferenzwoche. Das Essen in diesem Lokal würde ich als Fusionsküche bezeichnen – Tapas, aber mit Gerichten aus ganz unterschiedlichen Regionen der Welt. Von Asiatisch über Europäisch bis Mexikanisch, alles war dabei. Die Gerichte waren unglaublich appetitlich angerichtet und geschmacklich der Hammer. So gut, dass wir zu sechst nach den ersten sechs Gerichten noch eine zweite Runde mit ebenso vielen Speisen bestellt haben, weil wir uns weite rdurch die Karte probieren wollten. Der Kellner, der sich ohnehin köstlich über uns und unsere mangelnden Spanischkenntnisse amüsiert hat (auf äußerst sympathische Weise, muss man sagen) dachte erst, das wäre ein Witz. Oder ein Missverständnis. Aber nein, es war unser voller Ernst.

Obwohl wir ja schon richtig gut gesättigt waren, konnten wir der Versuchung nicht widerstehen, uns auch noch durch die Desserts zu probieren. Und es hat sich gelohnt – ich habe, ungelogen, selten in meinem Leben derart künstlerische Nachtische gesehen, die dann auch noch so fantastisch geschmeckt haben.
Interpretation des Hauses von “Pfirsich Melba” Schokoküchlein mit flüssigem Kern und Interpretation des Hauses von einem Cheesecake
Auch der Wein war super lecker und floss nicht zu knapp, das trug natürlich weiter zur guten Stimmung bei. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob es 4 oder 5 Flaschen Rotwein waren die wir geleert haben – da Flo nicht trinkt, war es aber so oder so eine ordentliche Menge, die jeder von uns anderen konsumiert hat. Am Ende gab es noch eine sehr großzügige Portion Schnapps auf’s Haus. Spätestens da war dann klar, dass nichts aus dem Plan werden würde, am nächsten Morgen früh um 7:30 Uhr am 5-km-Lauf vor der Abschluss-Session der Konferenz teilzunehmen 😀 Aber ganz egal, wie schlimm der Kater am nächsten Morgen war – der Abend war es wert.
Und mit dieser positiven Erinnerung schließe ich den Reisebericht. Vielleicht schließe ich demnächst einen kleinen Bericht über unseren Abstecher nach Santiago de Compostela an – ein spannender Ort, ohne Frage. Mal sehen, ob es mich irgendwann nochmal in diese Ecke Spaniens verschlägt. Es gibt auf jeden Fall noch viel zu Entdecken!