Klar, ein bisschen gewundert habe ich mich schon, als wir gestern Nacht auf dem Heimweg gegen halb 3 am Marienplatz vorbeigefahren sind. Ein alltäglicher Anblick ist es schließlich nicht, wenn eine Fahrbahn abgesperrt ist, damit die Insassen mehrerer Mannschaftswägen der Polizei dort neben den Fahrzeugen ihre Knüppeluniformen anlegen können. Und der Helikopter, dessen Lärm beim Einschlafen gestört hat, ist schon deutlich länger über die Häuser bei uns gekreist, als das sonst öfter mal der Fall ist. Aber geschockt war ich dann trotzdem, als ich den Grund heute morgen in den Nachrichten gesehen habe. Mit derartigen Krawallen in Stuttgart hätte vermutlich niemand gerechnet. Polizisten in full Riot Gear kennt man hier sonst nur von Stuttgart-21-Demos – und dann liegen die Sympathien in der Regel nicht unbedingt auf Seiten der Uniformierten. Heute ist die Lage irgendwie ein bisschen anders.
Ehrlich wahr – wenn ich die Bilder in den Medien solche sehe, dann macht mich das traurig. Und wütend. Wie kann man denn derart gleichgültig gegenüber dem Eigentum anderer Menschen sein, dass man einfach wahllos einen Zerstörungsfeldzug durch die Fußgängerzone startet? Und, deutlich schlimmer: wie kann einem die Gesundheit anderer Menschen so scheißegal sein? Seien es jetzt Polizisten oder unbeteiligte Leute, die sich gestern einfach nur nen netten Abend in der Stadt machen wollten, nachdem wir in den letzten Wochen alle nicht unbedingt die geilste Zeit unseres Lebens erlebt haben? Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt klinge, als würde ich kurz vor der Rente stehen: Was geht in den Köpfen dieser größtenteils jungen Menschen ab, die rein aus kollektiver Abneigung gegen die Institution der Polizei so eine Zerstörungswut an den Tag legen, ohne jeglichen Respekt vor Gegenständen und dem Leben der Menschen, die in den Uniformen stecken? Und das nicht etwa, weil die Polizei bei uns grundlos das Leben eines Menschen beendet hätte oder ähnliches, sondern wegen einer routinemäßigen Drogenkontrolle – also weil die Beamten einfach nur ihren Job gemacht haben? Ernsthaft, was stimmt nicht mit denen?!
Man kann über die Polizei ja denken, was man will – sonderlich großer Fan bin ich auch nicht unbedingt, dafür rücken sie mir deutlich zu häufig in voller Knüppelmontur bei harmlosen Demos an und einzelne Polizisten werden schon auch deutlich zu schnell aggressiv und nutzen ihre Machtposition auf die falsche Art aus. Aber insgesamt sind das schon hauptsächlich Menschen, die tagtäglich einen undankbaren Job erledigen und sich dabei auch noch Anfeindungen aller Art ausgesetzt sehen. Und dann schieben sie Dienst an einem Samstagabend, durch die ganzen besoffenen Vollidioten vermutlich der nervigste Abend der Woche, und müssen sich von Jugendlichen mit überhöhtem Selbstbewusstsein und einer gehörigen Portion Realitätsverlust mit Pflastersteinen bewerfen lassen. Was die Zerstörung und Plünderung von Geschäften angeht, die Dank Corona teilweise sowieso schon in ihrer Existenz bedroht sind, fällt mir nicht mehr viel zu sagen ein – einfach nur asozial, so ein Verhalten. Gleiches gilt übrigens dafür, mitten in einer Pandemie (ja, sie ist noch da!!!) solche körperlichen Auseinandersetzungen und allgemein große Menschenansammlungen zu forcieren. Geile Sache. Da kann man nur hoffen, dass wenigstens den paar verhafteten Deppen die Nacht in Polizeigewahrsam ein bisschen fehlenden Respekt eingebläut hat. Und bei den minderjährigen Kandidaten hoffentlich noch der anschließende Einlauf zuhause von Mama.
Bleibt nur zu hoffen, dass die geschädigten Ladenbesitzer die Verluste gut verkraften, alle verletzten sich schnell wieder erholen und es sich bei der gestrigen Aktion um eine einmalige Sache gehandelt hat… So ein unnötiger Mist hat uns in der aktuellen Situation gerade noch gefehlt.